KS – Neuemusik
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28 Jul '22
Wenn diese Gazette in ihrem Mailprogramm nicht korrekt angezeigt wird,
können Sie sie auch hier lesen:
https://kulturserver
<https://kulturserverin/>-nrw.de/de_DE/gazette-neue-musik-in-nrw-ausgabe-august-2022
<https://kulturserver-nrw.de/de_DE/gazette-neue-musik-in-nrw-ausgabe-august-…>
__
__
*August 2022
*
*Gewesen:*Klangraum Wandelweiser in Düsseldorf*
Angekündigt:*EarFest in Duisburg – Tagesfestival für aktuelle Musik in
Essen-Borbeck – Auftakt Ruhrtriennale u.v.a.m.
**(möchten Sie diese Gazette monatlich neu per E-Mail ***erhalten? Dann
senden Sie bitte eine Mail an
***neuemusik-join(a)list.kulturserver-nrw.de*
<mailto:neuemusik-join@list.kulturserver-nrw.de>***)
** *[Klangraum Wandelweiser in Düsseldorf]
*
Während viele urlaubssehnsüchtig der Stadt den Rücken zuwenden, zieht es
ein kleines Häuflein jeden Sommer nach Düsseldorf, um mit Antoine Beuger
<https://www.wandelweiser.de/antoine-beuger.html> zwei Wochen lang auf
dem ehemaligen Jagenberggelände die Räume der Jazz-Schmiede und des
Neuen Kunstraums zu bespielen. Man sieht immer wieder dieselben
Gesichter und immer wieder ein paar neue, auch weite Anfahrten (aus
Kanada, Argentinien und Australien) werden in Kauf genommen und so genau
weiß keiner, was das hier ist: Workshop, Exerzitium, Performance,
Konzert, Residency, Sommercamp, Familientreffen? Womöglich bin ich unter
den Anwesenden die Einzige, die nicht irgendwie mitwirkt, ein
Instrument, einen Text oder ein Konzept im Gepäck hat, sondern einfach
nur da ist. Mal nicht entscheiden, verantworten, erklären, verstehen
müssen, das darf auch sein und so sind die beiden sommerlichen
Wandelweiserwochen (hier
<https://www.wandelweiser.de/_concert-series/klangraum_2022_I.htm> und
hier
<https://www.wandelweiser.de/_concert-series/klangraum_2022_II.htm>) für
mich Urlaub und Therapie zugleich – zumal das Thema Tod und
Vergänglichkeit, das schon im letzten Jahr sehr präsent war (s. Gazette
September 2021
<https://kulturserver-nrw.de/de_DE/gazette-neue-musik-in-nrw-ausgabe-septemb…>),
mich weiterhin nicht loslässt.
Unwillkürlich denke ich an verrinnende Zeit, wenn ich vor Bernd
Blefferts <http://www.bernd-bleffert.de/> drei großen Trichtern sitze,
aus denen ein kontinuierlicher feiner Sandstrom rieselt. Hörbar wird
dieser jedoch erst, wenn wie kleine Trommeln bespannte Röhren in den
Strahl gehalten werden und das stille Rieseln und Rinnen in feines
Rauschen verwandeln. Durch die unterschiedliche Größe der Objekte
entstehen verschiedene Tonhöhen, die sich zu einem komplexen Klang
vereinen. Es ist wie im Leben, erst durch Kontakt, ob Begegnung oder
Hindernis oder beides zugleich, entsteht ein Resonieren, entsteht eine
Form, scheint das Verrinnen einen Moment lang innezuhalten.
Das Resonieren, das Miteinander- und Aufeinanderhören spielt eine große
Rolle. Meistens wird den Ausführenden viel Freiraum gelassen. So in
Katie Porters /mazes.2/, denen labyrinthartige graphische Vorlagen
zugrunde liegen. In einigen tauchen einzelne Töne oder kleine Motive
auf, die sich als wiederkehrende Momente wie Gedächtnisspuren bemerkbar
machen – ein ruhiges Mäandern, in dem Klänge und Geräusche, diskrete und
gehaltene Töne auf selbstverständliche Weise zusammenkommen. In diesem
scheinbar in sich geschlossenen Kosmos gibt es stets kleine Ritzen,
durch die die Welt hereinrieselt: Auch eine zerquetschte Plastikflasche
ist als Mitspielerin willkommen. Marie-Cécile Reber
<https://mc-reber.ch/> lässt sich in ihren Soundarbeiten von
Naturgeräuschen inspirieren, so dass man sich plötzlich einem imaginären
Schwarm von Insekten ausgesetzt fühlt, so unmittelbar, dass man sie zu
spüren meint, und so irreal, dass man sich ihrer nicht erwehren muss,
sondern sich ihrem Summen und Sirren ohne Vorbehalte ausliefern kann.
Bei Helga Fanderl <http://helgafanderl.com/> summt nur der
Filmprojektor. Mit einer Handkamera entstehen kurze Super-8-Filme ohne
Ton, die sie grundsätzlich nicht nachbearbeitet und zu Programmfolgen
verbindet. Es sind Kleinodien des Alltags, im Wasser tollende Hunde,
spielende Kinder, rinnendes Wasser, glitzerndes Laub, kurze Szenen, die
nichts erzählen wollen und keine komplizierten Geschichten
transportieren, die vom puren Sehen ablenken könnten. Die Geräusche
entstehen im Kopf. Durch die anachronistische Technik schwingt ein
nostalgischer, melancholischer Grundton mit, der auch James Creeds
<https://jamescreedmusic.wixsite.com/website> /lomond/ durchzieht. Er
hat ein altes schottisches Volkslied gewissermaßen in die Vertikale
gekippt. Die Melodie wird zu einem kleinen Paket zusammengefaltet, einem
pocket-sized, neat parcel, das von den Musikern behutsam wieder
ausgepackt wird. Dabei entsteht ein sanfter Strom ineinandergleitender
Töne, die sich wie ein Tuch über den Raum legen, ein harmonisches
Gefüge, vertraut und doch ungreifbar – wie ein Traum oder eine
Erinnerungsspur, die ganz nah und präsent ist und doch entgleitet, wenn
man ihrer habhaft werden will. „It's the song on pause and play at the
same time.“
Das Ganze kann allen Realitätsritzen zum Trotz den Eindruck eines
elitären Refugiums erwecken, aber Lörinc Mutang sieht gerade hierin das
Politische, weshalb er seine ungewöhnliche Versuchsanordnung /politika/
nennt. Alle Anwesenden erhalten einen ungarischen Text ausgehändigt, den
sie gemeinsam rezitieren sollen – teils nur in Bruchstücken teils als
mehrstimmigen Lektürestrom. Da es sich ausdrücklich nicht um
Muttersprachler handeln soll, weiß keiner, was er hier von sich gibt. Es
könnte sich um hohe Poesie oder niedriges populistisches Getöse handeln,
wie man es zurzeit leider nur zu sehr mit Ungarn verbindet. Es geht
darum zu vertrauen, sich auf unbekanntes Gelände zu wagen, innezuhalten
und zuzuhören; gerade nicht – wie in der Politikarena üblich – einander
zu übertönen, sondern sich zurückzunehmen und behutsame Akzente zu
setzen, die gerade dadurch ihre Wirkung entfalten. Wer leise ist, wird
hellhörig für sich und andere, auch für das Ungewohnte und Fremde. Der
niederländische Schauspieler Joep Dorren <https://www.joepdorren.nl/en>
hat Freunde eingeladen, Texte auszuwählen, vorzugsweise aber nicht nur
von Rumi, dem persischen Sufi-Mystiker, und gemeinsam mit je eigenen
Mitteln zu interpretieren. Christoph Nicolaus versetzt mit seiner
Steinharfe den Raum in vibrierendes Schwingen, die Filmkünstlerin Els
van Riel <https://www.elsvanriel.be/> lässt die Worte über Vorhänge und
Wände gleiten, Rasha Ragab <https://www.toffaha.org/home.html> gibt
ihnen ihre Stimme; jeden Tag entsteht etwas Neues, irgendwann sind alle
mit im Boot. Auch im Quartett mit dem Bassklarinettisten Lucio Capece
und dem Kontrabassisten Werner Dafeldecker <http://www.dafeldecker.net/>
umkreisen Ragab und Nicolaus Rumi-Texte: /mercy is called down by mercy
to the last/. Wenn sich die satten, warmen Klänge der Bassklarinette und
des Kontrabasses in das dunkle Vibrieren der Steinharfe einschreiben,
wird dies zu einem mit allen Sinnen spürbaren Ereignis. Der Raum ist
nicht länger ein Außen, eine leere Form, die gefüllt wird, auch keine
Form der Anschauung, sondern eine Form der Empfindung, der
Körperwahrnehmung.
*[Termine im August]*
*Köln
*
Die Musikfabrik <https://www.musikfabrik.eu/de/> präsentiert am 13.8.
<https://www.musikfabrik.eu/de/kalender/studio-musikfabrik-7/> eine
Uraufführung von Gordon Kampe, am 19.8.
<https://www.musikfabrik.eu/de/kalender/reflexionen/> Erstaufführungen
estnischer Komponistinnen und am 31.8. crossmediale Werke von Brigitta
Muntendorf <https://brigitta-muntendorf.de/> und Michael Beil
<https://www.michael-beil.com/> (hier
<https://www.musikfabrik.eu/de/kalender/strom-2/> und hier
<https://www.musikfabrik.eu/de/kalender/strom-2-2/>). In der Alten
Feuerwache <https://altefeuerwachekoeln.de/> erwarten uns /Concepts of
Flow/ mit der Y-Band am 14.8., das Ensemble Garage
<https://ensemblegarage.de/> am 19.8. und das Ensemble Consord am 21.8.
Die reiheM <https://www.reihe-m.de/> lädt Adi Gelbart am 11.8.
<https://www.reihe-m.de/?p=4911> ins Gewölbe und lässt Marisa Anderson &
William Tyler am 31.8. <https://www.reihe-m.de/?p=4917> die Poller
Wiesen bespielen. In der Kunststation Sankt Peter
<https://www.sankt-peter-koeln.de/wp/> sind Ryoko Aoki mit japanischem
Noh-Gesang am 12.8. und das Ensemble Horizonte am 24.8. zu Gast. Im
Kunstraum Dorissa Lem interpretiert Michael Denhoff
<http://www.denhoff.de/> am 21.8. neben eigenen Werken Musik von Bernd
Alois Zimmermann und György Kurtág, als Nachklang zum
Achtbrückenfestival <https://www.achtbruecken.de/de/> erklingt am 27.8.
<https://www.achtbruecken.de/de/programm/karlheinz-stockhausen-sternklang/209>
Stockhausens /Sternklang/im Brühler Schlossgarten und in der
Philharmonie <https://www.koelner-philharmonie.de/de/> steht am 31.8.
<https://www.koelner-philharmonie.de/de/programm/concertgebouworkest-klaus-m…>
Kaija Saariahos /Orion/auf dem Programm. Unter dem Titel Kryptologgia
<http://www.kryptologgia.de/> findet am 6. und 13.8. ein Musikprojekt
statt, das den Klang der Krypta von Neu Sankt Alban erkundet.
Im Loft <https://www.loftkoeln.de/de/programm/>geht es am 12.8. weiter –
vor allem im Rahmen der Cologne Jazzweek <https://jazzweek.de/>.
W*eitere Termine und Infos finden sich bei **kgnm <https://kgnm.de/>**,
**Musik in Köln <https://www.musik-in-koeln.de/>**und **ON – Neue Musik
Köln <http://www.on-cologne.de/>**sowie **Veranstaltungen mit Jazz u**nd
improvisierter Musik bei **Jazzstadt Köln
<https://jazzstadtkoeln.de/de_DE/home>**.***
*Ruhrgebiet
***/What comes mex?/ <http://www.mexappeal.de/?p=5638>fragt eine
Ausstellung, die sich mit 30 Jahren Krach im Künstlerhaus
*Dortmund*befasst und am 26.8. mit einer Konzert-Performance eröffnet.
Das Depot <https://www.depotdortmund.de/index.php> präsentiert vom 20.
bis 27.8. das Audio Depot
<https://www.depotdortmund.de/291-audio-depot/2022-08-20-20-00.html> mit
experimentellen Collagen, dokumentarischen Hörstücken, live vertonten
Lesungen, Sound- und Klangexperimenten und explorativen Rundgänge. Unter
anderem hält Achim Zepezauer einen Vortrag zum Thema „Die Stimme in der
experimentellen Musik“. Gleichzeitig veranstaltet Parzelle
<https://www.parzelledortmund.de/>, der Verein für interdisziplinäre
Kulturprojekte, vom 25. bis 28.8. das Visual Sound Outdoor Festival
<https://www.parzelledortmund.de/visual-sound-outdoor-festival/>.
Der *Duisburger* EarPort <https://earport.de/pages/de/startseite.php>
lädt vom 26. bis 28.8. zum EarFest Sommer 2022 ein und parallel dazu
findet das Platzhirschfestival <https://www.platzhirsch-duisburg.org/>
statt – u.a. mit Tomeka Reid
<https://www.platzhirsch-duisburg.org/artists/tomeka-reid-usa-1>,
aktuell improviser in residence des Moers Festivals, und einem Quintett
um Jan Klare
<https://www.platzhirsch-duisburg.org/artists/3000-klare-maris-swell-de-jood…>.
Die Gesellschaft für Neue Musik Ruhr <https://www.gnmr.de/> kündigt für
den 6.8. ein Tagesfestival für aktuelle Musik
<https://ya-festival.org/maps> in Essen-Borbeck an und in der *Essener*
Philharmonie <https://www.theater-essen.de/philharmonie/> erklingt am
30.8.
<https://www.theater-essen.de/spielplan/anne-sophie-mutterpittsburgh-symphon…>
Ligetis /Lontano/ für großes Orchester.
Am 11.8. startet die Ruhrtriennale <https://www.ruhrtriennale.de/de/> in
die nächste Runde. Gleich zum Auftakt hat /Ich geh unter lauter Schatten
<https://www.ruhrtriennale.de/de/programm/ich-geh-unter-lauter-schatten/56>
/mit Musik von Grisey, Vivier, Xenakis und Scelsi Premiere und am 31.8.
folgt die szenische Uraufführung des Instrumentalzyklus /Haus/
<https://www.ruhrtriennale.de/de/programm/haus/67>von Sarah Nemtsov
<https://www.sarah-nemtsov.de/de/biographie/>. Außerdem stehen ein
Konzert mit dem Klangforum Wien unter dem Titel /Organicum/
<https://www.ruhrtriennale.de/de/programm/organicum/74>am 14.8., die
Avandgarde-Band black midi
<https://www.ruhrtriennale.de/de/programm/black-midi/90> am 17.8. und
/Yuen Shan/ <https://www.ruhrtriennale.de/de/programm/yuen-shan/73>,
Michael Rantas Komposition für Schlagwerk und achtkanaliges Tonband, am
28.8. auf dem Programm.
*Düsseldorf
*
Die Düsseldorfer Symphoniker eröffnen die neue Spielzeit am 26.8.
<https://www.tonhalle.de/veranstaltung/sternzeichen/9207-symphonie-fantastiq…>
in der Tonhalle <https://www.tonhalle.de/> mit Lutoslawskis
/Tanzpräludien für Klarinette und Orchester /(Folgeaufführungen am 28.
und 29.8.).
*Sonstwo
*
Die Soundtrips NRW <http://soundtrips-nrw.de/> schicken vom 25.8. bis
4.9. Paulina Owczarek <https://goout.net/en/paulina-owczarek/pzwrweg/>
und Federico Reuben <https://www.federicoreuben.com/> durch die Lande.
In Wuppertal, Gelsenkirchen, Dortmund, Duisburg, Essen, Bonn,
Düsseldorf, Köln, Bielefeld, Bochum und Münster treffen sie auf
wechselnde Gäste.
Das Cooperativa Ensemble der *Bielefelder* Cooperativa Neue Musik
<https://cooperativaneuemusik.de/> feiert am 23.08. den Abschluss einer
dreijährigen Förderung durch das Land NRW.
Dominik Susteck <https://dominiksusteck.de/> interpretiert am 14.8.
<https://dominiksusteck.de/event/orgelkonzert-6/> in der
*Mönchengladbacher* Citykirche sein Orgelwerk /Zeichen/.
Am 20.8.
<https://www.uni-muenster.de/de/veranstaltungskalender/prod/ausgabe/termine.…>
ist das Ensemble Consord in der Musikhochschule
<https://www.uni-muenster.de/Musikhochschule/> *Münster* zu Gast.
Das Studio für Neue Musik
<https://www.musik.uni-siegen.de/studio_fuer_neue_musik/?lang=d> der
Universität *Siegen *kündigt für den 4.8.
<https://www.musik.uni-siegen.de/studio_fuer_neue_musik/veranstaltungen/21_2…>
Musik und Performance zur Eröffnung einer Ausstellung mit Werken von
Renate Hahn *in der Städtischen Galerie Haus Seel an.
*
*In ***Solingen***erwarten uns am 5.8. <https://www.lts4.org/>
Transformationsprozesse im musikalischen, bildnerischen und
performativen Raum.
*
*Im ***Wuppertaler***ort <https://www.kowald-ort.com/> steht neben den
Soundtrips NRW <http://soundtrips-nrw.de/> am 25.8.
<https://www.kowald-ort.com/termine-2022/soundtrips-nrw/> in der Reihe
'all female' am 16.8.
<https://www.kowald-ort.com/termine-2022/16-8-debacker/> die Pianistin
Marlies Debacker <https://marliesdebacker.com/> auf dem Programm.
* Termine mit improvisierter Musik finden sich bei NRWJazz
<https://nrwjazz.net/>.
*/Zu den seit 2017 erschienenen Gazetten Neue Musik in NRW/
<https://www.kulturserver-nrw.de/de_DE/gazette-neue-musik>*
**
*/------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------/*
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Mail an:**
neuemusik-leave(a)list.kulturserver-nrw.de
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***Konzept, Redaktion & Umsetzung: Petra Hedler***
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