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** *[Klangraum Wandelweiser in Düsseldorf] * Während viele urlaubssehnsüchtig der Stadt den Rücken zuwenden, zieht es ein kleines Häuflein jeden Sommer nach Düsseldorf, um mit Antoine Beuger https://www.wandelweiser.de/antoine-beuger.html zwei Wochen lang auf dem ehemaligen Jagenberggelände die Räume der Jazz-Schmiede und des Neuen Kunstraums zu bespielen. Man sieht immer wieder dieselben Gesichter und immer wieder ein paar neue, auch weite Anfahrten (aus Kanada, Argentinien und Australien) werden in Kauf genommen und so genau weiß keiner, was das hier ist: Workshop, Exerzitium, Performance, Konzert, Residency, Sommercamp, Familientreffen? Womöglich bin ich unter den Anwesenden die Einzige, die nicht irgendwie mitwirkt, ein Instrument, einen Text oder ein Konzept im Gepäck hat, sondern einfach nur da ist. Mal nicht entscheiden, verantworten, erklären, verstehen müssen, das darf auch sein und so sind die beiden sommerlichen Wandelweiserwochen (hier https://www.wandelweiser.de/_concert-series/klangraum_2022_I.htm und hier https://www.wandelweiser.de/_concert-series/klangraum_2022_II.htm) für mich Urlaub und Therapie zugleich – zumal das Thema Tod und Vergänglichkeit, das schon im letzten Jahr sehr präsent war (s. Gazette September 2021 https://kulturserver-nrw.de/de_DE/gazette-neue-musik-in-nrw-ausgabe-september-2021), mich weiterhin nicht loslässt. Unwillkürlich denke ich an verrinnende Zeit, wenn ich vor Bernd Blefferts http://www.bernd-bleffert.de/ drei großen Trichtern sitze, aus denen ein kontinuierlicher feiner Sandstrom rieselt. Hörbar wird dieser jedoch erst, wenn wie kleine Trommeln bespannte Röhren in den Strahl gehalten werden und das stille Rieseln und Rinnen in feines Rauschen verwandeln. Durch die unterschiedliche Größe der Objekte entstehen verschiedene Tonhöhen, die sich zu einem komplexen Klang vereinen. Es ist wie im Leben, erst durch Kontakt, ob Begegnung oder Hindernis oder beides zugleich, entsteht ein Resonieren, entsteht eine Form, scheint das Verrinnen einen Moment lang innezuhalten. Das Resonieren, das Miteinander- und Aufeinanderhören spielt eine große Rolle. Meistens wird den Ausführenden viel Freiraum gelassen. So in Katie Porters /mazes.2/, denen labyrinthartige graphische Vorlagen zugrunde liegen. In einigen tauchen einzelne Töne oder kleine Motive auf, die sich als wiederkehrende Momente wie Gedächtnisspuren bemerkbar machen – ein ruhiges Mäandern, in dem Klänge und Geräusche, diskrete und gehaltene Töne auf selbstverständliche Weise zusammenkommen. In diesem scheinbar in sich geschlossenen Kosmos gibt es stets kleine Ritzen, durch die die Welt hereinrieselt: Auch eine zerquetschte Plastikflasche ist als Mitspielerin willkommen. Marie-Cécile Reber https://mc-reber.ch/ lässt sich in ihren Soundarbeiten von Naturgeräuschen inspirieren, so dass man sich plötzlich einem imaginären Schwarm von Insekten ausgesetzt fühlt, so unmittelbar, dass man sie zu spüren meint, und so irreal, dass man sich ihrer nicht erwehren muss, sondern sich ihrem Summen und Sirren ohne Vorbehalte ausliefern kann. Bei Helga Fanderl http://helgafanderl.com/ summt nur der Filmprojektor. Mit einer Handkamera entstehen kurze Super-8-Filme ohne Ton, die sie grundsätzlich nicht nachbearbeitet und zu Programmfolgen verbindet. Es sind Kleinodien des Alltags, im Wasser tollende Hunde, spielende Kinder, rinnendes Wasser, glitzerndes Laub, kurze Szenen, die nichts erzählen wollen und keine komplizierten Geschichten transportieren, die vom puren Sehen ablenken könnten. Die Geräusche entstehen im Kopf. Durch die anachronistische Technik schwingt ein nostalgischer, melancholischer Grundton mit, der auch James Creeds https://jamescreedmusic.wixsite.com/website /lomond/ durchzieht. Er hat ein altes schottisches Volkslied gewissermaßen in die Vertikale gekippt. Die Melodie wird zu einem kleinen Paket zusammengefaltet, einem pocket-sized, neat parcel, das von den Musikern behutsam wieder ausgepackt wird. Dabei entsteht ein sanfter Strom ineinandergleitender Töne, die sich wie ein Tuch über den Raum legen, ein harmonisches Gefüge, vertraut und doch ungreifbar – wie ein Traum oder eine Erinnerungsspur, die ganz nah und präsent ist und doch entgleitet, wenn man ihrer habhaft werden will. „It's the song on pause and play at the same time.“ Das Ganze kann allen Realitätsritzen zum Trotz den Eindruck eines elitären Refugiums erwecken, aber Lörinc Mutang sieht gerade hierin das Politische, weshalb er seine ungewöhnliche Versuchsanordnung /politika/ nennt. Alle Anwesenden erhalten einen ungarischen Text ausgehändigt, den sie gemeinsam rezitieren sollen – teils nur in Bruchstücken teils als mehrstimmigen Lektürestrom. Da es sich ausdrücklich nicht um Muttersprachler handeln soll, weiß keiner, was er hier von sich gibt. Es könnte sich um hohe Poesie oder niedriges populistisches Getöse handeln, wie man es zurzeit leider nur zu sehr mit Ungarn verbindet. Es geht darum zu vertrauen, sich auf unbekanntes Gelände zu wagen, innezuhalten und zuzuhören; gerade nicht – wie in der Politikarena üblich – einander zu übertönen, sondern sich zurückzunehmen und behutsame Akzente zu setzen, die gerade dadurch ihre Wirkung entfalten. Wer leise ist, wird hellhörig für sich und andere, auch für das Ungewohnte und Fremde. Der niederländische Schauspieler Joep Dorren https://www.joepdorren.nl/en hat Freunde eingeladen, Texte auszuwählen, vorzugsweise aber nicht nur von Rumi, dem persischen Sufi-Mystiker, und gemeinsam mit je eigenen Mitteln zu interpretieren. Christoph Nicolaus versetzt mit seiner Steinharfe den Raum in vibrierendes Schwingen, die Filmkünstlerin Els van Riel https://www.elsvanriel.be/ lässt die Worte über Vorhänge und Wände gleiten, Rasha Ragab https://www.toffaha.org/home.html gibt ihnen ihre Stimme; jeden Tag entsteht etwas Neues, irgendwann sind alle mit im Boot. Auch im Quartett mit dem Bassklarinettisten Lucio Capece und dem Kontrabassisten Werner Dafeldecker http://www.dafeldecker.net/ umkreisen Ragab und Nicolaus Rumi-Texte: /mercy is called down by mercy to the last/. Wenn sich die satten, warmen Klänge der Bassklarinette und des Kontrabasses in das dunkle Vibrieren der Steinharfe einschreiben, wird dies zu einem mit allen Sinnen spürbaren Ereignis. Der Raum ist nicht länger ein Außen, eine leere Form, die gefüllt wird, auch keine Form der Anschauung, sondern eine Form der Empfindung, der Körperwahrnehmung.
*[Termine im August]*
*Köln * Die Musikfabrik https://www.musikfabrik.eu/de/ präsentiert am 13.8. https://www.musikfabrik.eu/de/kalender/studio-musikfabrik-7/ eine Uraufführung von Gordon Kampe, am 19.8. https://www.musikfabrik.eu/de/kalender/reflexionen/ Erstaufführungen estnischer Komponistinnen und am 31.8. crossmediale Werke von Brigitta Muntendorf https://brigitta-muntendorf.de/ und Michael Beil https://www.michael-beil.com/ (hier https://www.musikfabrik.eu/de/kalender/strom-2/ und hier https://www.musikfabrik.eu/de/kalender/strom-2-2/). In der Alten Feuerwache https://altefeuerwachekoeln.de/ erwarten uns /Concepts of Flow/ mit der Y-Band am 14.8., das Ensemble Garage https://ensemblegarage.de/ am 19.8. und das Ensemble Consord am 21.8. Die reiheM https://www.reihe-m.de/ lädt Adi Gelbart am 11.8. https://www.reihe-m.de/?p=4911 ins Gewölbe und lässt Marisa Anderson & William Tyler am 31.8. https://www.reihe-m.de/?p=4917 die Poller Wiesen bespielen. In der Kunststation Sankt Peter https://www.sankt-peter-koeln.de/wp/ sind Ryoko Aoki mit japanischem Noh-Gesang am 12.8. und das Ensemble Horizonte am 24.8. zu Gast. Im Kunstraum Dorissa Lem interpretiert Michael Denhoff http://www.denhoff.de/ am 21.8. neben eigenen Werken Musik von Bernd Alois Zimmermann und György Kurtág, als Nachklang zum Achtbrückenfestival https://www.achtbruecken.de/de/ erklingt am 27.8. https://www.achtbruecken.de/de/programm/karlheinz-stockhausen-sternklang/209 Stockhausens /Sternklang/im Brühler Schlossgarten und in der Philharmonie https://www.koelner-philharmonie.de/de/ steht am 31.8. https://www.koelner-philharmonie.de/de/programm/concertgebouworkest-klaus-makela/2636 Kaija Saariahos /Orion/auf dem Programm. Unter dem Titel Kryptologgia http://www.kryptologgia.de/ findet am 6. und 13.8. ein Musikprojekt statt, das den Klang der Krypta von Neu Sankt Alban erkundet. Im Loft https://www.loftkoeln.de/de/programm/geht es am 12.8. weiter – vor allem im Rahmen der Cologne Jazzweek https://jazzweek.de/. W*eitere Termine und Infos finden sich bei **kgnm https://kgnm.de/**, **Musik in Köln https://www.musik-in-koeln.de/**und **ON – Neue Musik Köln http://www.on-cologne.de/**sowie **Veranstaltungen mit Jazz u**nd improvisierter Musik bei **Jazzstadt Köln https://jazzstadtkoeln.de/de_DE/home**.***
*Ruhrgebiet
***/What comes mex?/ http://www.mexappeal.de/?p=5638fragt eine Ausstellung, die sich mit 30 Jahren Krach im Künstlerhaus *Dortmund*befasst und am 26.8. mit einer Konzert-Performance eröffnet. Das Depot https://www.depotdortmund.de/index.php präsentiert vom 20. bis 27.8. das Audio Depot https://www.depotdortmund.de/291-audio-depot/2022-08-20-20-00.html mit experimentellen Collagen, dokumentarischen Hörstücken, live vertonten Lesungen, Sound- und Klangexperimenten und explorativen Rundgänge. Unter anderem hält Achim Zepezauer einen Vortrag zum Thema „Die Stimme in der experimentellen Musik“. Gleichzeitig veranstaltet Parzelle https://www.parzelledortmund.de/, der Verein für interdisziplinäre Kulturprojekte, vom 25. bis 28.8. das Visual Sound Outdoor Festival https://www.parzelledortmund.de/visual-sound-outdoor-festival/.
Der *Duisburger* EarPort https://earport.de/pages/de/startseite.php lädt vom 26. bis 28.8. zum EarFest Sommer 2022 ein und parallel dazu findet das Platzhirschfestival https://www.platzhirsch-duisburg.org/ statt – u.a. mit Tomeka Reid https://www.platzhirsch-duisburg.org/artists/tomeka-reid-usa-1, aktuell improviser in residence des Moers Festivals, und einem Quintett um Jan Klare https://www.platzhirsch-duisburg.org/artists/3000-klare-maris-swell-de-joode-vatcher.
Die Gesellschaft für Neue Musik Ruhr https://www.gnmr.de/ kündigt für den 6.8. ein Tagesfestival für aktuelle Musik https://ya-festival.org/maps in Essen-Borbeck an und in der *Essener* Philharmonie https://www.theater-essen.de/philharmonie/ erklingt am 30.8. https://www.theater-essen.de/spielplan/anne-sophie-mutterpittsburgh-symphony-orche-118062/6965/ Ligetis /Lontano/ für großes Orchester.
Am 11.8. startet die Ruhrtriennale https://www.ruhrtriennale.de/de/ in die nächste Runde. Gleich zum Auftakt hat /Ich geh unter lauter Schatten https://www.ruhrtriennale.de/de/programm/ich-geh-unter-lauter-schatten/56 /mit Musik von Grisey, Vivier, Xenakis und Scelsi Premiere und am 31.8. folgt die szenische Uraufführung des Instrumentalzyklus /Haus/ https://www.ruhrtriennale.de/de/programm/haus/67von Sarah Nemtsov https://www.sarah-nemtsov.de/de/biographie/. Außerdem stehen ein Konzert mit dem Klangforum Wien unter dem Titel /Organicum/ https://www.ruhrtriennale.de/de/programm/organicum/74am 14.8., die Avandgarde-Band black midi https://www.ruhrtriennale.de/de/programm/black-midi/90 am 17.8. und /Yuen Shan/ https://www.ruhrtriennale.de/de/programm/yuen-shan/73, Michael Rantas Komposition für Schlagwerk und achtkanaliges Tonband, am 28.8. auf dem Programm.
*Düsseldorf * Die Düsseldorfer Symphoniker eröffnen die neue Spielzeit am 26.8. https://www.tonhalle.de/veranstaltung/sternzeichen/9207-symphonie-fantastique in der Tonhalle https://www.tonhalle.de/ mit Lutoslawskis /Tanzpräludien für Klarinette und Orchester /(Folgeaufführungen am 28. und 29.8.).
*Sonstwo * Die Soundtrips NRW http://soundtrips-nrw.de/ schicken vom 25.8. bis 4.9. Paulina Owczarek https://goout.net/en/paulina-owczarek/pzwrweg/ und Federico Reuben https://www.federicoreuben.com/ durch die Lande. In Wuppertal, Gelsenkirchen, Dortmund, Duisburg, Essen, Bonn, Düsseldorf, Köln, Bielefeld, Bochum und Münster treffen sie auf wechselnde Gäste.
Das Cooperativa Ensemble der *Bielefelder* Cooperativa Neue Musik https://cooperativaneuemusik.de/ feiert am 23.08. den Abschluss einer dreijährigen Förderung durch das Land NRW.
Dominik Susteck https://dominiksusteck.de/ interpretiert am 14.8. https://dominiksusteck.de/event/orgelkonzert-6/ in der *Mönchengladbacher* Citykirche sein Orgelwerk /Zeichen/.
Am 20.8. https://www.uni-muenster.de/de/veranstaltungskalender/prod/ausgabe/termine.php?layout=toptermin-detail&id=32840&einrichtungsid=13 ist das Ensemble Consord in der Musikhochschule https://www.uni-muenster.de/Musikhochschule/ *Münster* zu Gast.
Das Studio für Neue Musik https://www.musik.uni-siegen.de/studio_fuer_neue_musik/?lang=d der Universität *Siegen *kündigt für den 4.8. https://www.musik.uni-siegen.de/studio_fuer_neue_musik/veranstaltungen/21_22/976510.html Musik und Performance zur Eröffnung einer Ausstellung mit Werken von Renate Hahn *in der Städtischen Galerie Haus Seel an. * *In ***Solingen***erwarten uns am 5.8. https://www.lts4.org/ Transformationsprozesse im musikalischen, bildnerischen und performativen Raum. * *Im ***Wuppertaler***ort https://www.kowald-ort.com/ steht neben den Soundtrips NRW http://soundtrips-nrw.de/ am 25.8. https://www.kowald-ort.com/termine-2022/soundtrips-nrw/ in der Reihe 'all female' am 16.8. https://www.kowald-ort.com/termine-2022/16-8-debacker/ die Pianistin Marlies Debacker https://marliesdebacker.com/ auf dem Programm.
* Termine mit improvisierter Musik finden sich bei NRWJazz https://nrwjazz.net/.
*/Zu den seit 2017 erschienenen Gazetten Neue Musik in NRW/ https://www.kulturserver-nrw.de/de_DE/gazette-neue-musik* **
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