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Gewesen: Das
Schweigen der Dafne
in Köln
Angekündigt:
Festival für
aktuelles
Musiktheater Spark – Stationen V mit neuer Musik aus NRW –
Opern
von Höller, van der Aa und Jost – Auftakt Achtbrücken-Festival
u.v.a.m.
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[Das Schweigen der Dafne in Köln]
Bereits seit
Jahrtausenden mäandert die Nymphe Daphne auf der Flucht vor
ihrem
göttlichen Verfolger Apollon durch die europäische
Kulturgeschichte. In Musik, Kunst und Literatur hat sie
vielfältige
Spuren hinterlassen und noch immer lädt sie zur
Auseinandersetzung
ein. So aktuell Georg Beck
(Libretto), Christina
C.
Messner (Komposition) und Anna Magdalena Beetz
(Inszenierung und
Choreographie), die in
der
gemeinsamen Produktion
Das Schweigen der Dafne
die
Protagonistin auch als Tänzerin verkörpert. In einem längeren
Prozess näherten sich die drei dem Thema an, wobei ihnen völlig
unerwartet eine Namensvetterin ihrer Heldin in die Quere kam: Im
Oktober 2017 sorgte der Mord an Daphne Caruana Galizia für
weltweite
Schlagzeilen. Die Journalistin und Bloggerin hatte sich
praktisch im
Alleingang den mafiösen und korrupten staatlichen Strukturen
ihrer
Heimat Malta entgegengestellt und wurde daraufhin von ihren
Widersachern mit einer Autobombe eliminiert. Was eigentlich nur
ein
Zufall war, eine simple Namensgleichheit, ließ das Trio nicht
mehr
los, erfasste den kreativen Prozess und führte dazu, dass uns in
der
fertigen Produktion die mythische und die reale Dafne in enger
Verschränkung begegnen. Dabei verbindet sie nicht nur der Name
sondern auch das bewusste Aufbegehren gehen eine aggressive,
besitzergreifende patriarchale Ordnung. Denn auch die Nymphe,
die uns
oft als verhuschtes, ängstliches, im wahrsten Sinne flüchtiges
Wesen vorgeführt wird, ist zuerst eine selbstbewusste Person,
die
sich ihrem gesellschaftlich vorbestimmten Schicksal aktiv
widersetzt,
der „die Hochzeitsfackel verhasst war wie ein Verbrechen“, die
dem Vater Enkel und Schwiegersohn verweigert und sich
stattdessen für
ein selbstbestimmtes Leben entscheidet. Dieser die göttliche
Ordnung
unterminierende Entschluss fordert den Gott heraus und wird zum
Stein
des Anstoßes – und nicht etwa ihre körperlichen Reize oder die
windigen Manöver Amors. Auf ähnliche Weise hat Daphne Caruana
Galizia den männlichen Machtstrukturen die Stirn geboten und
sich
ihnen mit einfachsten Mitteln entgegengestellt – ihr Blog hatte
zum
Schluss mehr Abonnenten als Malta Einwohner.
Die Dafne, die uns
auf der Bühne begegnet (am 19.3. in der Alten Feuerwache in Köln
nach der Uraufführung im Rahmen des Opening
Festival Trier), verkörpert auf eindrucksvolle Weise das
Wechselspiel dieser beiden Figuren in ihrer Ambivalenz zwischen
Stärke und Verletzlichkeit. Zu Beginn steht sie noch in einer
Reihe
mit anderen (den Musikern und Musikerinnen), alle im Trenchcoat,
scheinbar austauschbar – gemeinsam schwankende Körper, die
gemeinsam einen schwankenden Ton anstimmen. Doch als diese sich
gegen
sie wenden, sie mit zischenden Lauten attackieren, bleibt sie
standhaft und geht unbeirrt ihren eigenen Weg. Wie der Titel des
Stücks bereits anzeigt, sind ihr keine Worte gegeben, doch mit
der
Sprache ihres Körpers bestimmt sie das Geschehen. Mal setzt sie
mit
markanten Gesten Zeichen, mal definiert sie mit weit
ausgreifenden
Bewegungen ihren Raum, der im vorherrschenden Schwarz als weißes
Quadrat markiert ist. Ihr Widersacher, der von Alexander
Steindorf
verkörperte Gott Apoll, kommt trotz aller Wortgewalt im wahrsten
Sinne des Wortes nicht an sie heran. Dabei zieht er alle
Register,
streckt zögerlich-behutsam den Arm nach ihr aus, setzt sich auf
einem Podest in Szene, proklamiert lautstark seinen
Herrschaftsanspruch und seine Definitionsmacht als derjenige,
der
nicht den Frieden sondern das Neue bringt, entäußert sich in
einem
markerschütternden Schrei – und bleibt doch am Rande. Nur einmal
kommt es zum kurzen Aufeinandertreffen, zur Gegenüberstellung,
zum
Blickkontakt, doch sofort taucht Dafne wieder in ihre eigene
Welt
ein. Der Abstand bleibt, besonders anschaulich dargestellt, wenn
Apoll nach Dafne greifend einen imaginären Körper umfängt,
während
sie in gebührender Entfernung sich einem unsichtbaren Zugriff zu
entwinden scheint. Dem vielschichtigen Geschehen entsprechen
mehrdeutige Bilder: Dafne verstreut Papierfetzen im Raum, die
sie mal
auf der Suche nach möglichen Fährten und Zusammenhängen sichtet
und durchforstet, mal durch den Raum wirbeln lässt, mal hektisch
an
sich rafft; ein Blätterwald, der sowohl an Daphne Caruana
Galizias
Rolle als investigative Journalistin als auch an die Verwandlung
der
Nymphe Daphne in einen Lorbeerbaum denken lässt.
[Termine im April]
Köln
In der Alten
Feuerwache und der Tanzfaktur
geht vom 7. bis 10.4. Spark,
das
neue Festival für aktuelles Musiktheater, mit Produktionen von
Manos
Tsangaris, Carola Bauckholt, Helena Cánovas Parés, Roman
Pfeiffer
und Yiran Zhao über die Bühne. In der Alten
Feuerwache sind außerdem am 27.4. die Stationen
und am 30.4. das E-Mex-Ensemble
zu
Gast.
In der Philharmonie
stehen Aaron Jay Kernis am 1.4.,
Friedrich Cerha am 3.4.,
4.4.
und 5.4.,
Manuel Göttsching am 11.4.
und Julia Lacherstorfer am 24.4.
auf dem Programm.
Ruhrgebiet
Im Dortmunder Konzerthaus stehen Werke von Oleksandr Shchetynsky und Jörg Widmann am 1.4., von Helen Grime und Joel Järventausta am 4.4. sowie von Joey Roukens und Paul Schoenfield am 5.4. auf dem Programm.
Am 22.4. interpretieren Irene Kurka und Dominik Susteck in der Duisburger Pfarrkirche am Ludgeriplatz Musik von Farzia Fallah und Andreja Andric.
In der Essener Philharmonie kommt am 2.4. Aaron Jay Kernis' Musica celestis für Streichorchester zur Aufführung. Das Klavier-Festival Ruhr präsentiert am 4.4. ebenfalls in der Philharmonie den 'Kosmos Luciano Berio', ein Projekt mit Schülerinnen und Schülern aus dem Ruhrgebiet und aus Paris mit Mitgliedern des Ensemble Intercontemporain und des Ensemble Musikfabrik sowie der Sängerin Sarah Maria Sun. In der Folkwang Universität präsentieren E-MEX und Proxima Centauri am 27.4. zwei brandneue Auftragswerke von Martin Matalon und Voro Garcia.
InterZone Perceptible hat sich dem Stummfilm mit Live-Music verschrieben. Im April gibt es Kostproben in Bochum am 7.4. und in Essen am 8.4., 29. und 30.4.
Der Umlandkalender verheißt aktuelle Musik mit Jan Klare und Bambostic am 6.4. in Duisburg und Handsome Couple am 16.4. in Essen.
Düsseldorf
Irene Kurka und Martin Wistinghausen präsentieren am 3.4. in der Antoniuskirche Musik des Mittelalters und der Moderne für Sopran- und Bass-Stimme. Nach der Uraufführung in Athen macht Hello to Emptiness, ein Performance-Konzert zum Thema gesellschaftliche Verletzlichkeit und Umgang mit Trauer von Stephanie Thiersch, am 29. und 30.4. im Tanzhaus Station und in der Tonhalle erklingt am 29.4., 1. und 2.5. das Konzert für Saxophonquartett und Orchester von Philip Glass.
Sonstwo
Bereits zum fünften Mal schickt der Landesmusikrat NRW die Reihe Stationen mit Neuer Musik aus NRW durch die Lande. Diesmal kommt der Klang des bedingungsloses Grundeinkommens vom 26.4. bis 7.5. nach Dortmund, Köln, Essen, Detmold, Münster, Bielefeld und Aachen.
Die Aachener Gesellschaft für zeitgenössische Musik widmet sich am 8.4. in der Reihe 'Hören und Sprechen über neue Musik' der Zither und hat am 9.4. das Aventura Quartett zu Gast.
Im Dialograum Kreuzung an Sankt Helena in Bonn ist am 7.4. das Trio Escalator (Vandermark/Tokar/Kugel) und am 30.4. das Tanztheater Filidonia zu erleben. Letzteres ist ein junges experimentelles Musik- und Tanzensemble, das mit seinem aktuellen Projekt Wo wachsen Wurzeln? einen perfomativen Annäherungsversuch an das Thema Heimat unternimmt und damit auch nach Wuppertal (9. und 23.4.) und Remscheid (16.4.) kommt.
Die Bielefelder Cooperativa Neue Musik lädt am 22.4. zum Jour fixe und im Theater hat am 23.4. die Oper Egmont von Christian Jost Premiere. Bereits am 10.4. findet eine Einführungsveranstaltung statt. In der Zionskirche steht am 24.4. ein Kammermusikkonzert auf dem Programm.
Die Detmolder Hochschule für Musik stellt am 20.4. 'Das Lied im 20. und 21. Jahrhundert' vor.
Das Studio Musikfabrik ist am 24.4. im Anneliese Geske Musik- und Kulturhaus in Erftstadt zu Gast.
Am 8.4. erklingen im Rahmen der zweiten Klangnacht St. Agnes in Hamm Werke von Farzia Fallah und Andreja Andric.
Am 6.4. wird in der Kapuzinerkirche Paderborn die Reihe 'blau – experimentelle Musik im Kirchenraum' fortgesetzt.
Das Studio Neue Musik der Universität Siegen kündigt ein studentisches Filmprojekt am 6.4. in Altenberg und ein Orgelkonzert in der Nicolaikirche am 28.4. an.
Im Solinger Lichtturm treffen am 2.4. sakrale und profane Klänge auf Installationskunst.
In der Reihe 'Raumklänge' ist am 3.4. Harald Kimmig mit seiner Geige in der alten Kirche St. Martinus in Stommeln zu Gast.
Das Ensemble Horizonte ist am 1.4. mit einem Wandelkonzert im Museum Peter August Böckstiegel in Werther zu erleben.
Das Wuppertaler Sinfonieorchester hat Peter Maxwell Davies' An Orkney Wedding, with Sunrise am 3. und 4.4. und Werke von Mossolow und Schnittke am 24.4. im Programm und im ort erwarten uns der cine:ort am 7.4., die Open Impro-Session mit dem Tanztheater Filidonia am 9.4. und das Hendrika Entzian Quintet am 23.4.
Termine
mit improvisierter Musik finden sich bei NRWJazz.
Zu den seit 2017 erschienenen Gazetten Neue Musik in NRW
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