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Gewesen:
Nonos Intolleranza
in Wuppertal – Notabu-Ensemble in Düsseldorf
Angekündigt:
Forum Neuer Musik im Radio – Frau musica nova in Köln –
approximation festival in Düsseldorf u.v.a.m.
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Eigentlich
stand Nonos Intolleranza
schon 2020 in Wuppertal auf dem Programm und zwar
passgenau zum
Engelsjubiläum. Friedrich Engels wurde 1820 in
Sichtweite des
Opernhauses geboren, was gebührend gefeiert werden
sollte, doch
vieles davon fiel den pandemiebedingten Einschränkungen
zum Opfer.
Immerhin konnte im Juni 2021 eine Presseaufführung (die
ich leider
verpasst habe) und die anschließende Veröffentlichung
als Stream
realisiert werden, aber dann kam es noch schlimmer: Im
Juli 2021 war
das Opernhaus massiv vom Hochwasser der Wupper
betroffen.
Orchestergraben und Unterbühne standen komplett unter
Wasser, das
Gebäude war lange nicht bespielbar und es wird wohl noch
einige Zeit
dauern, bis die Bühnentechnik wieder voll funktionsfähig
ist. Hinzu
kamen Personalwechsel und weitere Kalamitäten, so dass
es fast an
ein Wunder grenzt, dass das Werk endlich, am 22.10.22,
live und vor
Publikum gespielt werden konnte. Noch mehr aber
verblüfft, wie
stimmig sich alles zusammenfügt. Nono war bekennender
Kommunist und
behandelt in seiner Oper, die 1960 im Rahmen der
Biennale in Venedig
ihre Uraufführung erlebte, explizit politische Themen:
Ein Emigrant
entzieht sich den entwürdigenden kapitalistischen
Arbeitsbedingungen, gerät in eine revolutionäre
Demonstration, wird
verhaftet, verhört und gefoltert. Ihm gelingt die
Flucht, die
Bekanntschaft mit einer neuen Gefährtin gibt Hoffnung,
doch die
Geister der Vergangenheit lassen ihn nicht los und auf
dem Weg in ein
anderes Leben stellt sich ihnen ein weiteres Hindernis
entgegen: Ein
Fluss tritt über die Ufer (!) und droht alles mit sich
fortzureißen,
sie werden getrennt bzw. trennen sich.
Die
Themen Migration, Ausbeutung, Umweltkatastrophen haben
seit Engels'
und Nonos Zeiten an Dringlichkeit gewonnen – nur von den
revolutionären Demonstrationen ist bei uns leider nichts
zu sehen –
und Dietrich W. Hilsdorf, der Regisseur der Wuppertaler
Inszenierung,
findet für all das ein einfaches und kongeniales Bild:
Das ganze
Geschehen spielt sich im Innern eines ausrangierten
Containers ab,
ein Relikt des globalen Warenstroms umfunktioniert in
ein schäbiges
Behelfsquartier. Dieser klaustrophobische Raum dominiert
die gesamte
Aufführung. Die ausgebeuteten Arbeiter (statt Bergleute
sind es bei
Hilsdorf die Beschäftigten eines Schlachthofes) sind
Schatten ihrer
selbst, die als schemenhafte Projektionen in langer
Reihe über die
Bühne huschen, als wären sie selbst die Schafe, die zur
Schlachtbank geführt werden. Den Demonstrierenden
gelingt es kurzzeitig
bis zur Bühnenrampe vorzudringen, doch schon im nächsten
Moment
konzentriert sich wieder alles auf den Container, der
sich in einen
Folterkeller verwandelt. Das in Worten nicht fassbare
Grauen, wird
durch Andrey Berezin, einen Tänzer des Pina
Bausch-Ensembles, auf
schmerzhaft verzerrte Weise zum Ausdruck gebracht.
[Notabu-Ensemble in Düsseldorf]
Ein
kleines aber feines Konzert war am 26.10. im
Helmut-Hentrich-Saal der
Düsseldorfer Tonhalle
zu
erleben. Das Notabu-Ensemble
präsentierte sich im Rahmen seiner Reihe 'Na
hör'n Sie mal!' diesmal mit kleinen Formaten – nur
Solo- und
Duostücke kamen zu Gehör. Besonders aufhorchen ließ die
junge
Cellistin Adya
Khanna
Fontenla mit Deploratio
von José María Sanchez-Verdu. Das Moment der Klage
artikuliert sich
in einem pulsierenden, insistierenden Duktus, unter dessen
Oberfläche
es brodelt und der immer drängender und bohrender von
harschen Ein-
und Ausbrüchen zerfurcht wird. Adya Khanna Fontenla war auch
an zwei
Duetten beteiligt. In Jérôme
Combiers Dog
eat Dog
erkundet sie
gemeinsam
mit der Gitarristin Adriana Rolão
unterschiedliche musikalische Felder, die in einem kantigen,
perkussiven Klangraum münden. In Rizoma
von Francisco Coll begegnet sie der Geigerin Veronique de
Raedemaeker. Nach einem suchenden, fast melancholischen
Auftakt,
scheint sich die Musik zu befreien, wird lebhaft und
vorwärtseilend.
Für
ungewöhnliche Klänge sorgte Stefan Oechsle mit seiner
Kontrabassflöte. Sowohl in Robert HP Platz' Più
di un sogno als
auch in
Günter Steinkes „..kaum
ein Hauch“ spielen
die
bei diesem Instrumentenungetüm unvermeidbaren,
geräuschhaften
Anteile der Klangerzeugung eine konstituierende Rolle und
geben der
Musik einen körperlichen, unmittelbaren Charakter.
[Termine im November]
Hier und da
Die Soundtrips NRW schicken vom 2. bis 12.11. den Klarinettisten Floros Floridis und die Vibraphonistin Andria Nicodemou durch NRW mit Stationen in Bonn, Dortmund, Bochum, Bielefeld, Münster, Essen, Düsseldorf, Wuppertal, Hagen, Duisburg und Köln
Das Ensemble Crush tourt unter dem Titel berührende extreme in einer Trio-Besetzung durch verschiedene Kirchen im Raum Ruhrgebiet und Niederrhein – im November mit Stationen in Essen (12.11.), Duisburg (13.11.), Köln (16.11.), Mülheim an der Ruhr (18.11.), Mönchengladbach (19.11.) und Krefeld (20.11.).
Termine mit improvisierter Musik finden sich bei NRWJazz.
Köln
Wie
schon in den Vorjahren findet das Forum Neuer Musik des
Deutschlandfunks auch diesmal als reines Radioformat statt.
Vom 5.
bis 28.11. beschäftigen sich eine Reihe von Beiträgen unter
dem
Motto Con
doble mirada mit einem neuen Blick auf Lateinamerika.
Frau
musica nova
präsentiert sich 2022 in einer hybriden Variante. Unter
dem
Stichwort Eccentric
Listening
sind Beiträge von Julia Robert und Nicole
L'Huillier
digital abrufbar. Zusätzlich sind am 24.11.
und 25.11.
im Stadtgarten
das Ensembe
scope,
das Ensemble
Garage
und die Klangkünstlerin Amet live erlebbar. Der Stadtgarten
kündigt außerdem das Kollektiv Tutto Questo Sentire in
der reiheM
am 11.11.
und das Klaeng-Festival
vom 12. bis 14.11. an. Die reiheM
ist am 6.11.
mit dem Duo Brunhild Ferrari und Christoph Heemann auch
im Loft
zu Gast, wo wie üblich fast täglich Konzerte
stattfinden.
Ruhrgebiet
Am 11.11. kommt in Bochum das elektroakustische Musiktheater Die Roboterinnen von Frank Niehusmann zur Aufführung.
Im dritten Philharmonischen Konzert im Konzerthaus Dortmund erklingen am 8.11. und 9.11. Werke von John Adams und Tan Dun.
Am 27.11. begleitet Martin Tchiba im Duisburger Earport die Vernissage einer Ausstellung mit neuen Bildern von Martin Goppelsröder mit Klavierwerken von Gerhard Stäbler und Kunsu Shim und ebenfalls am 27.11. kommt das Trio Leonard Huhns Fichten ins Lokal Harmonie.
Noch bis zum 6.11. findet in der Essener Philharmonie das NOW!-Festivals statt, das in diesem Jahr einen Blick über den europäischen Tellerrand hinaus wirft. Im November erwarten uns u.a. das E-Mex-Ensemble, das Ensemble S201, das Kyai Fatahillah Ensemble und Fred Frith & Friends. Der Umlandkalender kündigt das Duo Jan Klare und Florian Walter am 1.11. in der GNMR-Zentrale am Viehofer Platz (am 2.11. auch im Steinbruch in Duisburg und am 3.11. im Subsol in Düsseldorf) und das Trio Reid/Niescier/Camatta am 11.11. bei Geigenbau Bartsch an. Am 27.11. kommt die Reihe Containerklang in die GNMR-Zentrale.
Im Makroscope in Mülheim an der Ruhr gibt es am 24.11. Free Jazz und Noise mit der Gruppe Prozessor zu hören.
Düsseldorf
Zeitgenössische Musik erklingt in der Robert Schumann-Hochschule am 2.11. und am 7.11. kommen als Koproduktion mit der Deutschen Oper am Rhein und der Musikhochschule Köln im Maxhaus drei halbstündige Musiktheaterstücke, geschrieben, inszeniert und aufgeführt von Studentinnen und Studenten, zur Aufführung. Vom 8. bis 11.11. lotet das approximation festival Grenzgänge auf dem Klavier aus. Das Auftaktkonzert mit Bryce Dessner findet in der Tonhalle statt. Dort sind am 11.11. Dorrit Bauerecker und Moritz Eggert mit dem Experimental Music Circus zu Gast, am 27.11. kommt das Konzert für Schlagzeuger und Orchester von Sascha Etezazi zur Aufführung und am 30.11. setzt das Notabu-Ensemble seine Reihe 'Na hör'n Sie mal' fort. Bei ihrem kleinen Festival 'Singing future' am 12.11. in der Neanderkirche wird Irene Kurka von Salome Kammer und dem Divas Ensemble unterstützt und am 26.11. veranstaltet musik 21 im Palais Wittgenstein ein Konzert in der Reihe 'New Counterpoints'.
Sonstwo
Die Reihe 'Hören und Sprechen über Neue Musik' der Gesellschaft für zeitgenössische Musik Aachen widmet sich am 4.11. Louis Andriessen und am 19.11. kommt das Mengamo-Trio ins Alte Kurhaus.
Der Jour fixe der Bielefelder Cooperativa Neue Musik befasst sich am 7.11. mit Zenders Winterreise und am 15.11. ist das Cooperativa Ensemble im Tor 6 Theaterhaus zu Gast. In der Zionskirche erwarten uns ein neues Werk von Christian Wolff am 1.11., integratives Musiktheater mit dem Ensemble Earquake am 13.11. und Musik von Paul Pankert am 27.11. Beim art/science-Festival dreht sich diesmal alles um schlechten Geschmack. Mit dabei sind das Ensemble für nicht gekonnte Musik und das Uni-Musik-Ensemble sans sens am 12.11. sowie das Ensemble Horizonte am 16.11.
Die In Situ Art Society veranstaltet regelmäßige Konzerte im Dialograum Kreuzung An St. Helena in Bonn – so am 2., 20. und 27.11. Außerdem spielt dort das Asasello Quartett am 21.11. Rostislav Kozhevnikov String Quartet im Live-Stream.
Das Ensemble Earquake der Detmolder Hochschule für Musik bringt am 5.11. AufBruch, ein Integratives Musiktheater mit Bildern von Julian Gobernik, zur Aufführung (am 4.11. auch in Lemgo und am 13.11. in Bielefeld). Ein Symposium sowie ein Konzert zu Hans Werner Henze veranstaltet die Hochschule am 19. und 20.11., am 23.11. spielt Joseph Houston Neue Musik für Klavier und am 30.11. findet die Werkstatt für Wellenfeldsynthese statt.
Im Rahmen der langen Nacht der Museen ist vor dem Leopold Hoesch Museum in Düren am 5.11. die audiovisuelle Installation Von Mund zu Ohr Von Blau zu Gold von Nathalie Brun zu erleben.
Das Krefelder Theater am Marienplatz spielt immer freitags um 22 Uhr ein monatlich wechselndes Programm. Im November kommt Schlag-Werk zum Einsatz.
Das ART Ensemble NRW reist bei seinem Werkstattkonzert am 27.11. in großer Besetzung ins BIS nach Mönchengladbach. Am 19.11. ist das Ensemble Crush in der Citykirche zu Gast.
In der Black Box in Münster stehen die Soundtrips NRW am 6.11., das Trio 'Der dritte Stand' am 12.11., Simon Nabatov am 18.11. und das Mainz-Dargent-Eraslan-Trio am 25.11. auf der Bühne (Infos und Tourdaten).
Mathias Traxler, der aktuelle Artist in Residence im Wuppertaler ort, ist noch am 4.11. (mit Harald Muenz), am 10. und 12.11. zu erleben. Außerdem erwarten uns die Soundtrips NRW am 9.11., Soko Steidle plus Alexander von Schlippenbach am 15.11., Neue Musik und Kammermusik am 18.11. und Andrea Parkins in der Reihe 'all female' am 26.11. Unerhört e.V. stellt am 25.11. Uli Johannes Kieckbusch vor, der ab 2023 den Verein leiten wird, und der Wuppertaler Ableger der Kölner Musikhochschule begrüßt am 25. und 26.11. den französischen Komponisten Eric Tanguy.
Zu den seit 2017 erschienenen Gazetten Neue Musik in NRW
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